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Africa Twin Clubpost
Liebe Freunde! Der Lautsprechermann verkündete: Bitte schauen Sie jetzt einmal den Berg hinauf,
eine grössere Gruppe Töffahrer ist auf der Anfahrt." ATC hat er nicht gesagt, aber
jeder der Anwesenden auf dem Glaubenberg konnte feststellen, dass es sich um die
mehrzählig weiss-blau-roten Enduros handelte, die da in einer grossen Kollegschaft daher
kamen. Nachdem jeder seinen Saft abgegeben und einen Partygigl hinuntergeschletzt hatte,
begab sich unsere eingetragene Vereinigung auf die Hangabfahrt gegen Luzern, wobei wir
einem Ausländer die 85 PS abverlangten. Da wir unsere Kollegen aus dem Tigerclub sehr
schätzen (weil sie eifach zwäg si), haben wir auf eine Rennherausforderung verzichtet. JURA-RALLYE - MEHR ALS PURER FAHRSPASS Am 15./16. Juni dieses Jahres fand die 6. Jura-Rallye statt. Organisiert wurde sie wie-derum vom Africa Twin Club Schweiz (ATC), welcher 1988, dem ersten Bau-jahr der Honda Africa Twin also, gegründet wurde und heute über 80 aktive Mit-glieder zählt. Die Jura-Rallye bietet nicht nur puren Fahrspass, Spannung und Kollegialität, sondern garantiert: you're gonna have a lot of fun! Hier mein Erlebnisbericht. Es ist Samstag, viertel vor acht. Ich bin wieder einmal zu spät dran. Eigentlich
wollte ich vor einer Viertelstunde abfahren. Typisch! Im Privatleben komme ich immer fünf
Minuten zu spät, was mich jedesmal ärgert. Die gute Laune kehrt jedoch rasch zurück.
Denn ich sitze auf meinem Afrikaner, fahre auf der Autobahn Richtung Bern und mir fällt
der folgende Satz ein, welchen ich mit meiner phylosophischen Ader selber kreiert habe:
you're never alone when you ride a Twin! Um 9.15 Uhr erreiche ich den Zeltplatz und bin erstaunt über die Vielzahl der anwesenden Perso-nen und Maschinen. Laufend treffen weitere, mit Zelten beladene Motorräder ein. Ich entsteige meiner Twin und begrüsse zuerst diejenigen, die ich kenne. "Hey, Bruno, wer sind all diese Leute?" frage ich unseren Präsidenten. Er antwortet in gewohnt schlagfertiger Manier: "Töff-Fahrer! Hier muss irgendwo ein Nest sein...". Einige Gesichter sehe ich zum ersten Mal, denn der ATC hat dieses Jahr den Triumph Tiger Club, den Ténéré Owner's Club und den Cagiva Elefant Club als Gäste ein-gela-den. Erste Bekanntschaften sind schnell geschlossen und mein kleines Problem (ich bin ohne Zelt angereist) ist im Nu gelöst. Andi Kasseroler - ein ATC-Mitglied - erklärt sich sofort einver-standen, mit mir heute Nacht seine bescheidene Behausung zu teilen. Er wird später auch zu mei-nem Rallye-Partner. Um zirka zehn Uhr hat das Zeltdorf sein endgültiges Ausmass angenommen. Nachdem Bruno
Jü-strich, Präsident des ATC, die offizielle Begrüssung hinter sich gebracht und die
Rallye-Bedin-gun-gen bekannt gegeben hat, erklärt er die 6. Jura-Rallye für eröffnet.
Die Aufgabenstellung sieht wie folgt aus: Alle sechs auf zwei Landkarten eingezeichneten
Posten sind auf dem kürzesten Weg anzufahren. Die dafür aufge-wendeten Fahr-Kilometer
fallen bei der Bewertung stark ins Gewicht. Zudem gilt es, an den einzel-nen Posten
möglichst viele Punkte zu sammeln. Gestartet wird in Zweier- und Dreiergruppen. Die Zeit
spielt dabei keine Rolle. Raser kommen also an der Jura-Rallye nicht auf ihre Kosten.
Gefragt sind vielmehr Fahrkönnen, Ge-schicklichkeit und nicht zuletzt etwas Glück. Nach einer halben Stunde können wir einen ersten kleinen Sieg feiern: Mühelos haben
wir Posten 1 gefunden. Was jetzt kommt, kann aber wie folgt umschrieben werden: Geben sich
und haben Mühe. Ein Bogen mit Allgemein-Fragen zeigt gnadenlos unsere Bildungslücken
auf. Die Themen sind vielfältig und reichen vom Sport über Naturwissenschaft bis hin zum
Sexualverhalten von Tieren. Daniel braucht noch schnell eine Zigarrette (zum Wiederaufbau
des angeschlagenen Selbstwertge-fühls) und dann beschäftigen wir uns wieder mit etwas,
das wir besser beherrschen als Fragen be-antworten: Motorrad-Fahren. Der vierte Posten hat es dann in sich. Wahrscheinlich konzentriert sich unser Handeln noch etwas zu sehr auf das Verdauen anstatt auf die Landkarte und so kommt, was früher oder später einfach kommen muss: Wir erwischen eine Abzweigung früher als notwendig und "umfahren" die Ziel-Ko-ordinaten. Nicht nur dass wir auf diesem Umweg fünf Kuhgatter auf- und zusperren müssen, son-dern auch acht unnötige Kilometer auf unser Konto buchen. Als wir schliesslich auf den Strecken-posten stossen, redet es aus dem Helm neben mir: "Oh nein, jetzt konnten wir uns weiss Gott schon genug körperlich betätigen beim ewigen Auf und Ab beim Öffnen und Schliessen der Kuhgatter und jetzt das noch!" Andi hat das seilhüpfende Team, welches unmittelbar vor uns gestartet ist, zuerst entdeckt. Nach dem Motto "eine sorgfältige Saat ist die halbe Ernte" bereiten wir uns psychisch und physisch auf diese Aufgabe vor. Andi schwingt das an einen Holzpfahl geknüpfte Seil und ich springe darüber - aber leider nicht sehr oft. Naja, Spass macht es mir sowieso und die Vorwürfe meines Partners sind neckisch gemeint. Wir verlassen unsere Konkurrenten und kurven über einen staubigen Schotterweg davon. Posten 5 währe eigentlich schnell erzählt, hätten unsere Soft-Enduros nicht ein so grosses Eigen-gewicht. Mit 200 bis 240 Kilogramm Trockengewicht ist es eben manchmal im Gelände nicht ganz leicht, gegen die Schwerkraft anzukämpfen und auf den für den Bodenkontakt vorgesehenen zwei Rädern zu bleiben. Der Geschicklichkeits-Parcours, den es zu meistern gilt, führt zwischen Bäumen hindurch über Schlamm und am Waldboden liegendes Geäst. Wir erfahren, dass hier bereits zwei Off-Road-Fahrer ihr fahrendes Unterteil in die Horizontale gelegt haben. Dadurch ist für mich klar, wer von unserem Team sein Glück versuchen wird. Einfach sicher nicht ich! Alle an diesem Posten ste-henden Gleichgesinnten freuen sich mit mir auf die Fahrt von Andi Kasseroler - oder vielmehr auf einen dritten Sturz. Doch er schneidet uns schadenfreudigen Sensationslustigen ein Schnippchen und durchfährt den Parcours ohne einmal mit dem Fuss die Erdoberfläche zu berühren. Sensatio-nell! Voll motiviert erreichen wir den letzten Rallye-Posten. Hier gilt es als krönender Abschluss, je eine Birne des Rücklichtes und eines Blinkers innert wenigen Sekunden auszubauen. Erlaubte Werk-zeuge sind dabei nur diejenigen, die sich auf dem vorher bestimmten Motorrad befinden. Achtung, fertig, los! Der Einsatz stimmt, der Schraubenzieher passt, die Birnchen sind draussen. Mit der Lö-sung dieser Problemstellung haben wir all unsere Punkte gesammelt und können jetzt entspannt den Rückweg zum Zeltplatz antreten. Um 18 Uhr passiert das letzte der insgesamt zwölf Teams die Ziellinie. Währenddem
sich das Or-ganisations-Kommitee mit der Auswertung der Team-Punkte beschäftigt und die
Siegerehrung vor-bereitet, diskutieren wir engagiert vom Erlebten. Alle sind hell
begeistert und weder der kaputte Blinker noch der zwischenzeitlich luftleere Schlauch (ich
will an dieser Stelle keine Motorrad- oder Personennamen nennen) können die gute Stimmung
dämpfen. Obwohl es bei dieser Veranstaltung weder um Zeit noch um Sieg geht, sind wir
alle gespannt, wer das beste Resultat erzielt hat. Endlich setzt Bruno dem Warten dann ein
Ende und gibt die Gewinner-Teams bekannt: In der Abenddämmerung entfachen wir Feuer, braten unsere Würste, Steaks und andere Köstlich-kei-ten, trinken Wein und Bier und geniessen die Lagerromantik bis in die frühen Morgenstunden. So man-cher träumt in dieser Nacht von der fantastischen Jura-Rallye 1996. Auf jeden Fall will ich das nächste Mal wieder dabei sein und streiche mir das Datum im 97er Kalender so bald wie mög-lich mit dicker roten Farbe an. Nach dem gemeinsamen Katerfrühstück am nächsten Morgen verabschieden wir uns
voneinander. Die Motorräder verschwinden in alle Himmelsrichtungen und ich mache mich
alleine auf den Heimweg. Während ich auf der Autobahneinfahrt am Gasgriff drehe, muss ich
wieder schmun-zeln: was heisst hier alleine? You're never alone when you ride a Twin! TERMINE NEWS UND MITTEILUNGEN Wer noch keine hat, aber an Stollenpneus und Airstop-Schläuche interessiert ist, der
kann bis spätestens Elefant Rider's Club Stellungnahme der Redaktion zurück zur Jahresübersicht 02.01.98 - (László Koller) |
Letzter 31.10.03 |