Africa Twin Clubpost

Aarberg, 7. August 1996
Liebe Freunde!
Der Lautsprechermann verkündete: Bitte schauen Sie jetzt einmal den Berg hinauf,
eine grössere Gruppe Töffahrer ist auf der Anfahrt." ATC hat er nicht gesagt, aber
jeder der Anwesenden auf dem Glaubenberg konnte feststellen, dass es sich um die
mehrzählig weiss-blau-roten Enduros handelte, die da in einer grossen Kollegschaft daher
kamen. Nachdem jeder seinen Saft abgegeben und einen Partygigl hinuntergeschletzt hatte,
begab sich unsere eingetragene Vereinigung auf die Hangabfahrt gegen Luzern, wobei wir
einem Ausländer die 85 PS abverlangten. Da wir unsere Kollegen aus dem Tigerclub sehr
schätzen (weil sie eifach zwäg si), haben wir auf eine Rennherausforderung verzichtet.
Die Glaubenberg Blutspendeaffaire fand dann für den Präsi, Heiko, Dirk, Rolf, Marcel,
Armin und Chrige auf einer Städtlifescht-Veranstaltung ihr Ende. Alle anderen verteilten
sich wieder in der Schweiz. Das einzig Erwähnenswerte: Dirk und Heiko spendeten ihr Blut
erst in Luzern, um 02.00 Uhr, mit 1,21 und 1,41 . Anschliessend gabs
Driverlizenzentzug. Und dann mussten wir feststellen, wie wichtig solch ein
gesamtschweizerischer Verein werden kann. Kreditkarten-Steger" erklärte sich
spontan bereit, unsere Affi's aus der Polizeihaft zu verhelfen. Merci, Thomas für die
Bereitschaft.
Heiko
JURA-RALLYE - MEHR ALS PURER FAHRSPASS
von Thomas Steger, Kriens
Am 15./16. Juni dieses Jahres fand die 6. Jura-Rallye statt. Organisiert wurde sie
wie-derum vom Africa Twin Club Schweiz (ATC), welcher 1988, dem ersten Bau-jahr der Honda
Africa Twin also, gegründet wurde und heute über 80 aktive Mit-glieder zählt. Die
Jura-Rallye bietet nicht nur puren Fahrspass, Spannung und Kollegialität, sondern
garantiert: you're gonna have a lot of fun! Hier mein Erlebnisbericht.
Es ist Samstag, viertel vor acht. Ich bin wieder einmal zu spät dran. Eigentlich
wollte ich vor einer Viertelstunde abfahren. Typisch! Im Privatleben komme ich immer fünf
Minuten zu spät, was mich jedesmal ärgert. Die gute Laune kehrt jedoch rasch zurück.
Denn ich sitze auf meinem Afrikaner, fahre auf der Autobahn Richtung Bern und mir fällt
der folgende Satz ein, welchen ich mit meiner phylosophischen Ader selber kreiert habe:
you're never alone when you ride a Twin!
Mein Ziel ist der Zeltplatz von Colombier, wo ich mich mit meinen KollegenInnen vom ATC
treffe und welcher Start und Ziel der diesjährigen Jura-Rallye bildet. Ich freue mich auf
diese für mich neue Erfahrung und bin gespannt, wie dieses Happening abläuft. Autobahn
fahren ist langweilig. Ich bringe es deshalb möglichst rasch hinter mich: Einen Gang
tiefer schalten, Blinker links stellen und ausscheren.
Um 9.15 Uhr erreiche ich den Zeltplatz und bin erstaunt über die Vielzahl der
anwesenden Perso-nen und Maschinen. Laufend treffen weitere, mit Zelten beladene
Motorräder ein. Ich entsteige meiner Twin und begrüsse zuerst diejenigen, die ich kenne.
"Hey, Bruno, wer sind all diese Leute?" frage ich unseren Präsidenten. Er
antwortet in gewohnt schlagfertiger Manier: "Töff-Fahrer! Hier muss irgendwo ein
Nest sein...". Einige Gesichter sehe ich zum ersten Mal, denn der ATC hat dieses Jahr
den Triumph Tiger Club, den Ténéré Owner's Club und den Cagiva Elefant Club als Gäste
ein-gela-den. Erste Bekanntschaften sind schnell geschlossen und mein kleines Problem (ich
bin ohne Zelt angereist) ist im Nu gelöst. Andi Kasseroler - ein ATC-Mitglied - erklärt
sich sofort einver-standen, mit mir heute Nacht seine bescheidene Behausung zu teilen. Er
wird später auch zu mei-nem Rallye-Partner.
Um zirka zehn Uhr hat das Zeltdorf sein endgültiges Ausmass angenommen. Nachdem Bruno
Jü-strich, Präsident des ATC, die offizielle Begrüssung hinter sich gebracht und die
Rallye-Bedin-gun-gen bekannt gegeben hat, erklärt er die 6. Jura-Rallye für eröffnet.
Die Aufgabenstellung sieht wie folgt aus: Alle sechs auf zwei Landkarten eingezeichneten
Posten sind auf dem kürzesten Weg anzufahren. Die dafür aufge-wendeten Fahr-Kilometer
fallen bei der Bewertung stark ins Gewicht. Zudem gilt es, an den einzel-nen Posten
möglichst viele Punkte zu sammeln. Gestartet wird in Zweier- und Dreiergruppen. Die Zeit
spielt dabei keine Rolle. Raser kommen also an der Jura-Rallye nicht auf ihre Kosten.
Gefragt sind vielmehr Fahrkönnen, Ge-schicklichkeit und nicht zuletzt etwas Glück.
Zusammen mit meinem Rallye-Partner schnappe ich mir das Kartenmaterial. Wir
verschaffen uns zunächst die Übersicht und machen uns daran, den kürzesten Weg zum
ersten Posten auszusuchen. Da der Start individuell erfolgen kann, häulen laufend Motoren
auf und die Teams brausen davon. Kurze Zeit später lassen auch wir das Startband hinter
uns. Das Abenteuer beginnt.
Nach einer halben Stunde können wir einen ersten kleinen Sieg feiern: Mühelos haben
wir Posten 1 gefunden. Was jetzt kommt, kann aber wie folgt umschrieben werden: Geben sich
und haben Mühe. Ein Bogen mit Allgemein-Fragen zeigt gnadenlos unsere Bildungslücken
auf. Die Themen sind vielfältig und reichen vom Sport über Naturwissenschaft bis hin zum
Sexualverhalten von Tieren. Daniel braucht noch schnell eine Zigarrette (zum Wiederaufbau
des angeschlagenen Selbstwertge-fühls) und dann beschäftigen wir uns wieder mit etwas,
das wir besser beherrschen als Fragen be-antworten: Motorrad-Fahren.
Schon bald verlassen wir die Hauptverbindungsachsen und fahren über Naturstrassen durch
ange-nehm kühle Wälder und entlang von saftig grünen Wiesen. So finden wir die Posten 2
und 3 auf mehr oder we-niger direktem Weg. Einmal gilt es, von einem genialen
Aussichtspunkt her die un-terschiedlichsten Distanzen zu schätzen und das andere Mal
Hufeisen zu werfen. Beim ersteren ei-nigen wir uns je-weils nach zähem Ringen (ich
schätze immer sehr wenig - mein Partener immer sehr viel) auf einen Mittelwert, beim
letzteren zeigt das Messband unbestechlich die Distanzen von den Eisen zum Pfahl.
Nach dem Absolvieren der Hälfte der Aufgaben gönnen wir uns eine Mittagsrast. In einem
kleinen Dorf setzen wir uns in eine Gartenwirtschaft und fröhnen unseren Gaumenfreuden.
Das gibt uns Gelegenheit, die hügelige Landschaft zu bewundern, die Aussicht auf Wälder
und Wiesen zu ge-niessen, zum strahlend blauen Himmel aufzuschauen und zu sagen: Ist das
Leben nicht schön?! Trotz unseren bescheidenen Französisch-Kenntnissen können wir das
Restaurant gesättigt wieder verlassen. Die Rallye geht weiter.
Der vierte Posten hat es dann in sich. Wahrscheinlich konzentriert sich unser Handeln
noch etwas zu sehr auf das Verdauen anstatt auf die Landkarte und so kommt, was früher
oder später einfach kommen muss: Wir erwischen eine Abzweigung früher als notwendig und
"umfahren" die Ziel-Ko-ordinaten. Nicht nur dass wir auf diesem Umweg fünf
Kuhgatter auf- und zusperren müssen, son-dern auch acht unnötige Kilometer auf unser
Konto buchen. Als wir schliesslich auf den Strecken-posten stossen, redet es aus dem Helm
neben mir: "Oh nein, jetzt konnten wir uns weiss Gott schon genug körperlich
betätigen beim ewigen Auf und Ab beim Öffnen und Schliessen der Kuhgatter und jetzt das
noch!" Andi hat das seilhüpfende Team, welches unmittelbar vor uns gestartet ist,
zuerst entdeckt. Nach dem Motto "eine sorgfältige Saat ist die halbe Ernte"
bereiten wir uns psychisch und physisch auf diese Aufgabe vor. Andi schwingt das an einen
Holzpfahl geknüpfte Seil und ich springe darüber - aber leider nicht sehr oft. Naja,
Spass macht es mir sowieso und die Vorwürfe meines Partners sind neckisch gemeint. Wir
verlassen unsere Konkurrenten und kurven über einen staubigen Schotterweg davon.
Posten 5 währe eigentlich schnell erzählt, hätten unsere Soft-Enduros nicht ein so
grosses Eigen-gewicht. Mit 200 bis 240 Kilogramm Trockengewicht ist es eben manchmal im
Gelände nicht ganz leicht, gegen die Schwerkraft anzukämpfen und auf den für den
Bodenkontakt vorgesehenen zwei Rädern zu bleiben. Der Geschicklichkeits-Parcours, den es
zu meistern gilt, führt zwischen Bäumen hindurch über Schlamm und am Waldboden
liegendes Geäst. Wir erfahren, dass hier bereits zwei Off-Road-Fahrer ihr fahrendes
Unterteil in die Horizontale gelegt haben. Dadurch ist für mich klar, wer von unserem
Team sein Glück versuchen wird. Einfach sicher nicht ich! Alle an diesem Posten
ste-henden Gleichgesinnten freuen sich mit mir auf die Fahrt von Andi Kasseroler - oder
vielmehr auf einen dritten Sturz. Doch er schneidet uns schadenfreudigen
Sensationslustigen ein Schnippchen und durchfährt den Parcours ohne einmal mit dem Fuss
die Erdoberfläche zu berühren. Sensatio-nell!
Voll motiviert erreichen wir den letzten Rallye-Posten. Hier gilt es als krönender
Abschluss, je eine Birne des Rücklichtes und eines Blinkers innert wenigen Sekunden
auszubauen. Erlaubte Werk-zeuge sind dabei nur diejenigen, die sich auf dem vorher
bestimmten Motorrad befinden. Achtung, fertig, los! Der Einsatz stimmt, der
Schraubenzieher passt, die Birnchen sind draussen. Mit der Lö-sung dieser Problemstellung
haben wir all unsere Punkte gesammelt und können jetzt entspannt den Rückweg zum
Zeltplatz antreten.
Um 18 Uhr passiert das letzte der insgesamt zwölf Teams die Ziellinie. Währenddem
sich das Or-ganisations-Kommitee mit der Auswertung der Team-Punkte beschäftigt und die
Siegerehrung vor-bereitet, diskutieren wir engagiert vom Erlebten. Alle sind hell
begeistert und weder der kaputte Blinker noch der zwischenzeitlich luftleere Schlauch (ich
will an dieser Stelle keine Motorrad- oder Personennamen nennen) können die gute Stimmung
dämpfen. Obwohl es bei dieser Veranstaltung weder um Zeit noch um Sieg geht, sind wir
alle gespannt, wer das beste Resultat erzielt hat. Endlich setzt Bruno dem Warten dann ein
Ende und gibt die Gewinner-Teams bekannt:
1. Africa Twin Club: Reto Meisser, David Schenk (Titelverteidiger) und Michael Isler
2. Ténéré Owner's Club: Andi Keusch und Urs Steinmann
3. Africa Twin Club: Hansueli Zahnd und Peter Roth
Unter Applaus und witzigen Zwischenrufen nehmen die Erstklassierten Pokale und
Champagner-Flaschen entgegen. Übrigens, Andi und meine Wenigkeit erreichen den
normalerweise etwas undankbaren vierten Platz. Wir aber gratulieren einander zu diesem
unerwartet guten Ergebnis. Freude herrscht! Wir können hier zwar von Siegern sprechen,
Verlierer gibt es allerdings keine. Denn alle, die an dieser tollen Veranstaltung
teilnehmen sind absolute Gewinner! Darüber sind wir uns alle einig.
In der Abenddämmerung entfachen wir Feuer, braten unsere Würste, Steaks und andere
Köstlich-kei-ten, trinken Wein und Bier und geniessen die Lagerromantik bis in die
frühen Morgenstunden. So man-cher träumt in dieser Nacht von der fantastischen
Jura-Rallye 1996. Auf jeden Fall will ich das nächste Mal wieder dabei sein und streiche
mir das Datum im 97er Kalender so bald wie mög-lich mit dicker roten Farbe an.
Nach dem gemeinsamen Katerfrühstück am nächsten Morgen verabschieden wir uns
voneinander. Die Motorräder verschwinden in alle Himmelsrichtungen und ich mache mich
alleine auf den Heimweg. Während ich auf der Autobahneinfahrt am Gasgriff drehe, muss ich
wieder schmun-zeln: was heisst hier alleine? You're never alone when you ride a Twin!
TERMINE
23. - 25. AUGUST 1996, 2. INTERNATIONALES AFRICA TWIN TREFFEN
Stephan Jaspers und Neset Tükenmez laden ein zum 2. Münchner Africa Twin Wochenende in
der Ortschaft "Kreuzstrasse" "beim Barte-Wirt" bei Holzkirchen
(südlich von München, Nähe zur Autobahn München-Salzburg). Mit Biergarten und Musik,
Verkaufsausstellung, Informationsständen rund um den Touren- und Rallye-Sport.
Zeltplätze sind vorhanden. Neu auch African-Queen-Tours, mehr dazu beim Treff.
TREFFPUNKT: Anreise am 23.8.96: 15.00 Uhr beim Grenzübergang St. Margrethen
(CH/A), Schweizerseite
Anreise am 24.8.96: 11.00 Uhr beim Grenzübergang St. Margrethen (CH/A)
Schweizerseite
KOSTEN: pro Person DM 20.-- Unkostenbeitrag, darin inbegriffen ist nur die
Zeltplatzgebühr.
PROGRAMM: Hinreise am Freitag oder Samstag, Rückreise am Sonntag, Shopping, Fachsimpeln
und aussergewöhnliche Africa Twins bestaunen
MITNEHMEN: ID oder Pass, DM, Schlafsack, Mätteli, Taschenlampe
ORGSANISATION: Bruno Jüstrich, Tel. 032/82 38 41
ANMELDUNG: nicht nötig
NEWS UND MITTEILUNGEN
Offroad-Training in La Domaine
Die TeilnehmerInnen - stolze 16 - erhalten in diesem Brief folgende Dokumente:
- Tabelle mit den An- und Rückreisedaten aller Teilnehmer. Wer nicht mit uns (Bruno und
Chrige) anreisen will, kann anhand dieser Tabelle seine Anreise mit anderen koordinieren.
Für die Rückreise gilt das gleiche, da wir nach dem Kurs direkt in die Ferien fahren.
- 2 Roadbooks (Route Relaxe und Route Speed) für die Anreise
- Reiseführer für Sehenswertes an der Zufahrtsstrecke und in der Umgebung des
Trainingortes.
- 2 Situationspläne mit markierten Strassen: 1 Kartenausschnitt 1:50'000 Genf - Avignon
und
1 Kartenausschnitt 1:25'000 der Gorges de l'Ardeche
Franz Koller hat für uns das Roadbook und den Reiseführer zusammengestellt. ªlichen
Dank! Bei Unklarheiten könnt Ihr Euch direkt an ihn wenden, Tel. 061/601 90 35
Wer noch keine hat, aber an Stollenpneus und Airstop-Schläuche interessiert ist, der
kann bis spätestens
31. August 1996 bei Dani Stadelmann bestellen.
Elefant Rider's Club
Vom obenerwähnten Club haben wir folgende Mitteilung erhalten:
Nach der Spanientour hat der Vorstand des Elefanten-Club eine ausserordentliche Sitzung
einberufen. Nach gegenseitigem Einverständnis verlässt Walter Danieli mit sofortiger
Wirkung den Club. Diese Massnahme bringt folgende Änderung mit sich:
Der Elefant Rider's Club of Switzerland distanziert sich von der PROMOTOeMOTION in aller
Form. Wer weiter Interesse bekundet, meldet sich bitte direkt bei Walter Danieli.
Stellungnahme der Redaktion
Wenn wunderts! Am Jurarally war keine Cagiva zu sehen, beim Blutspenden haben sie
ebenfalls mit Abwesenheit geglänzt und zuletzt war da noch die Konkurrenzveranstaltung
Enduro-Kurs mit Dani Wirz. Im Frühling dieses Jahres hat er ja alle
Grossenduro-Club-Vertreter eingeladen, um über Synergien, wie z. B. Offroad-Training oder
Blutspenden zu sprechen. Ich bin etwas enttäuscht.
An der nächsten Vorstandsitzung werden wir das weitere Vorgehen besprechen.
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02.01.98 - (László Koller)