Am folgenden Tag wollten wir für einmal nicht all zu früh losfahren. Die geplanten 180 km galten als Überführungsetappe in die Nähe von Ephesos. Dieser Sehenswürdigkeit wollten wir einen ganzen Tag widmen. Pamucak war ein Ort, den Berna noch von einer früheren Reise her kannte. Er lag direkt am Strand und zum Zeitpunkt ihrer damaligen Reise stand nur ein Hotel und ein kleiner Campingplatz da. Als wir am Nachmittag dort ankamen erhob sich dort ein riesiges Hotel und ein zweites war gerade im Bau. Wir hatten Glück und erhielten im kleinen Hotel genügend Schlafplätze. Die vorderen Bungalows dieses Hotels haben die Eingangstüre direkt auf der Meerseite. Man konnte also am Morgen nach dem Aufstehen direkt über den Sandstrand ins Meer gehen. Trotz des aufkommenden Windes holten wir unsere Badesachen und stürzten uns ins Nass. Ephesos besuchten wir am Dienstag morgen in kleine Gruppen. Es ist wichtig möglichst frühzeitig dort zu sein. Es öffnet gewöhnlich um 8.00 Uhr doch schon um 10.00 Uhr wimmelt es nur so von Reisecars auf den Parkplätzen vor dem Haupteingang. Du kannst jede Sehenswürdigkeit in der Türkei auslassen, aber Ephesos musst Du dir unbedingt ansehen.
Gerade bin ich vom Mittagessen zurückgekommen. Es gab Salat an einer Wasser/Zitronensauce, Reis, ein Eintopfgericht mit Fleisch und Gemüse (Zughetti, Peperoni und Auberginen) und zum Dessert eine Pflaume im Saft. Es ist mir zu kühl auf dem Deck und ich gehe in die türkische Bar um weiter an meinem Bericht zu schreiben. Es gibt hier wundervollen Tee. In der Türkei ist es üblich, den Tee entweder fertig verdünnt in einem Glas zu erhalten oder als Portion mit zwei Kännchen. Im Ersten hat es eine tiefschwarze, bittere Brühe im zweiten heisses Wasser. Verdünnst du den Tee und gibst etwas Zucker dazu erhältst, du ein köstliches Getränk. Nicht so ein komisches Gebräu mit einem schwimmenden Beutel, das du bei uns in den Restaurants erhältst. Die Türkische Bar ist sehr gemütlich und bei uns während der Schiffsreise der Treffpunkt nach einer Hauptmahlzeit für den obligaten Kaffee. Der bekannte Türkische Kaffee ist für Liebhaber auch eine Delikatesse. Übermorgen werden wir in Venedig ankommen. Bis dahin habe ich meine Notizen hoffentlich so zusammen, dass das zu Papier bringen nicht mehr ganz so viel Zeit in Anspruch nehmen wird.
Von Ephesos hatten wir unterwegs viele Fotos gesehen. Riesige noch fast intakte Bauten aus alter Zeit, in gleissendes Sonnenlicht getaucht, strahlten von den Bildern. Ein atemberaubender Anblick. Und wirklich, wir wurden nicht enttäuscht. Wir spazierten an Theatern, Gymnasien, Freudenhäusern vorbei. Die Atmosphäre hier, insbesondere früh am Morgen vermittelt ein Gefühl, als könnten die Überreste aus alter Zeit Geschichten erzählen. Leider, als die grossen Touristenströme auftauchten, verblasste dieses Bild. Zum Glück hatte ich einen guten Reiseführer dabei, so konnten wir uns die Stadt ansehen und erkannten vieles wieder, das wir zuvor im Reisführer gelesen hatten. Manchmal schlossen wir uns auch einer deutschen Reisegruppe an, so erfuhren wir viel Interessantes, das wir bestimmt schon während der Schulzeit hätten Wissen müssen. Doch hier vor Ort wird Geschichte lebendig und man ist begierig möglichst viel davon in Erfahrung zu bringen. Diesen Ausflug hatte sich wirklich gelohnt. Am Vortag hatten viele von uns nochmals "grosse Wäsche". Schliesslich wollten wir auf der Fähre in sauberen Kleidern zurückfahren.
Nun war es Mittwoch, im Verlaufe des Nachmittages sollten wir uns einschiffen. Die Fahrt nach Izmir verlief ohne Zwischenfälle. Ein kurzer Halt in einem türkischen Mc Donald stimmte uns wieder auf heimatliche Gaumenfreuden ein. Trotz des grossen Verkehrs in Izmir fanden wir den Hafen gut. Was wir unbedingt noch tun wollten, war der Besuch in der türkischen Migros. Schon bei unserer Ankunft vor zwei Wochen sahen wir die grosse Reklametafel und wir waren begierig, das Sortiment des Ladens anzusehen. Ehrlich, wir waren überrascht. Schweizer Käse, Bündnerfleisch, Konserven aus der Schweiz und vieles mehr stand in den Regalen. Wir fanden sogar Spirituosen. Allerdings ist dieses Geschäft für türkische Verhältnisse sehr teuer. Kunststück, wenn viele Erzeugnisse von so weit her importiert werden. So legten wir unsere letzten türkischen Lire in "Fressalien" an. Die Warterei sowie die ganzen Zollformalitäten konnten beginnen.
Text: Conny Koller