Am folgenden Tag wollten wir in Kale bleiben. Ein Tag
an dem jeder unternehmen konnte, auf was er gerade Lust hatte. Eine Gruppe
Endurosüchtiger (László und ich gehörten dazu) suchte nach einer Route für einen
Halbtagesausflug. Und wir wurden fündig. Von Myra verläuft ein Flusstal in
nordwestlicher Richtung. Gemäss unserer Karte verlief darin eine Strasse, die nur im
Sommer, wenn es längere Zeit nicht geregnet hatte, befahrbar war. Unser Gastgeber
begleitete uns bis zum Beginn dieser Strasse, er meinte, wir hätten sonst
Schwierigkeiten, diese zu finden. Die betreffende Naturstrasse verlief zuerst dem Bach
entlang, vorbei an armseligen Hütten mit kleinen Gewächshäusern, dann bog sie ins
Bachbett ab. Strasse ist hier schon das falsche Wort. Allerhöchstens
Landwirtschaftsfahrzeuge werden diese Piste nutzen können. Wir fuhren auf den
Bachkieseln, die Streckenweise sehr gross wurden. Stellenweise war der Boden so tief, dass
wir mit unseren schweren Maschinen unsere liebe Mühe hatten. Diese Strecke ist für
Anfänger überhaupt nicht geeignet und wir waren froh nur mit 7 Motorrädern unterwegs zu
sein.
Der Bach war nicht ganz ausgetrocknet. In der Mitte des Bachbettes führt er
immer noch Wasser. Wir müssen den Fluss mehrmals überqueren. Reto hatte hier gelernt,
dass man besser genau in der Furt einen Fluss überquert, denn daneben ist das Wasser
wesentlich tiefer. Trockene Füsse hatten nach diesem aufregenden Teilstück schon lange
nicht mehr alle, aber was soll's. Auch Füsse und Schuhe trocknen irgendwann mal wieder.
Die Strecke führte uns anschliessend durch den Wald. Es sind Forststrassen, die auch
nicht seht oft befahren werden. Doch hier war Vorsicht geboten, da immer wieder Schaf-
oder Ziegenherden auftauchten. Die Leute hier in den Bergen waren sehr freundlich und
winken uns zu. Die Gegend hier ist ein richtiges Eldorado für Schotterfans.
Nirgends
stehen Verbotstafeln, nirgends wird die Strasse gesperrt, man kann Fahren wohin man will.
Am frühen Nachmittag waren wir zurück und besuchten noch kurz die Gräber bei Myra
anschliessend fuhren wir an den Strand zum Baden. Bei Kale hat es zwei grosse Strände.
Derjenige in östlicher Richtung heisst Tasdibi Plaji und ist ca. 2 km lang und 100 m
breit, aber weist nur Kies aber keinen Sand aus. Zudem ist er nicht ganz so sauber wie der
westlich gelegene Sülüklü Plaji. Er besteht aus schönem weissen Sand, ist ca.
200 m breit und noch unverbaut der ganze Strand fast menschenleer. Dank dem Wind der
am Nachmittag aufkam, konnten wir uns in die Wellen stürzen. Man konnte sehr weit
hinausgehen und hatte immer noch nur feinen Sand unter den Füssen.
Für den nächsten Tag hatten wir ein Date. HONDA Türkey hatte für
uns eine Pension in Fethiye reserviert. In Patara machen wir einen kurzen halt. Gerne
wäre ich hier an den Strand hinunter gefahren. Ich hatte gehört, dass der Strand hier,
der schönste in der ganzen Türkei wäre. Doch auch hier hätte man Eintritt zahlen
müssen und Zeit hatten wir auch nicht allzuviel. Wir trafen in Fethiye, bei einer grossen
Kreuzung auf unsere Freunde und wurden wieder mit Polizeibegleitung durch die Stadt zu
unserer Pension geleitet. Am frühen Nachmittag gab es noch ein Treffen mit dem hiesigen
Lokalfernsehen. Fethiye ist ein Touristenort, obwohl die Badesaison schon vorbei war,
hatte es hier noch viele Touristen, die Bazare liefen auf Hochbetrieb und die Strände
waren voller Menschen. Auch hier hatten wir vor, zwei Tage zu bleiben und allen die
Möglichkeit zu lassen, zu tun auf was sie Lust hatten. Eigentlich wollten wir
River-Raften gehen, doch hatte der Fluss nicht so viel Wasser und zu diesem Preis können
wir dies in der Schweiz auch. Wieder bildet sich am zweiten Tage eine kleine Gruppe, die
per Motorrad die unbefestigten Strassen erkunden wollte. Auch hier
muss man lediglich auf der Hauptstrasse aus dem Dorf fahren und irgendwo abzweigen und
schon konnte man Forststrassen, Schotterstrassen und in Bachbetten fahren so lange man
Lust hatte. Etwas was Du unbedingt in der Türkei besuchen musst ist ein türkisches Bad.
Wir waren eine kleine Gruppe, die am ersten Abend mit Leuten der HONDA Türkey ein
türkisches Bad besuchten. Es war eines jener Bäder, die mehr von einheimischen, als von
Touristen frequentiert wurde. Ein wirklich tolles Erlebnis, das wir am folgenden Tag
gleich nochmals wiederholen mussten. Man betritt die Eingangshalle, und bekommt
Umkleidekabinen zugewiesen. Nach dem Ausziehen wickelt man sich in ein Tuch und stülpt
sich Badeschlappen über. Zuerst geht es in die Sauna, wer es dort nicht so lange
aushält, kann immer wieder hinausgehen und sich kalt begiessen. Einzeln wird man vom
Bademeister geholt mit einem Ziegenhaarhandschuh abgerubbelt, anschliessend duscht man und
erhält nochmals eine Abreibung mit Seifenschaum. Nach einer weiteren Dusche verlässt man
die Nasszone. Wird in ein neues trockenes Tuch gewickelt, erhält ein weiteres Tuch als
Kopfturban und setzt sich zur Erholung mit einem Glas Tee zu einer geselligen Runde oder
legt sich in der Umkleidekabine auf die Bank. Wer Lust hat, kann sich anschliessend von
einem Fachkundigen Masseur kneten lassen.
Von einem Mitarbeiter der HONDA wurden wir nun begleitet auf dem Rest unserer Tour. Wir würden so viel schneller eine gute Übernachtungsmöglichkeit finden, da unser Begleiter bereits von unterwegs per Handy Hotelzimmer reservieren konnte.
Es war Sonntag, am Mittwoch werden wir wieder auf dem Schiff in Izmir sein. Unsere geplante Route führte uns über 270 km an der Küste entlang. Zuerst wollten wir in Dalyan den Schildkrötenstrand besichtigen. Beat meinte, die sei ein sehenswerter Ausflug. Wir folgten der Küstenstrasse bis nach Ortaca und bogen dann nach Dalyan ab. Dort im Hafen erfuhren wir, dass es am Tag am Schildkrötenstrand kaum etwas zu sehen gäbe. Diesen Strand müsse man besser in der Nacht aufsuchen, aber es gäbe in der Nähe einen Fluss, wo man mit Geduld Schildkröten auch am Tage beobachten könne. Wir bestiegen also ein Boot (Wichtig: immer vorher den Preis bestimmen und die Bootsführer lassen, was Preise betrifft mit sich reden). Auf einem klapprigen Kahn fahren wir ca. 10 Min. Flussaufwärts und gehen dort an Land. Wirklich, wir hatten Glück und konnten dreimal kurz eine Schildkröte sichten. Sogar fliegende Fische konnten wir beobachten. Nach dieser Bootstour fuhren wir weiter. In der Nähe von Gökova, bei der Kreuzung wo die Strassen von Marmaris, Bodrum, Fethiye und Mugla zusammentreffen wollten wir zu Mittag essen. Dervisch unser Mann von der HONDA wusste ein gutes Restaurant. Eine so idyllische Lage, alles so schön hergerichtet, hatten wir auf unserer ganzen Reise kein Restaurant gesehen. Wir setzen uns in den Garten, mit Blick auf ein vorbeifliessendes Bächlein. Am gegenüberliegenden Ufer spielen Kaninchen. Die Tische waren hübsch gedeckt und die Speisevitrine war gefüllt nur mit den frischesten Waren. Berna übersetzte uns den Namen des Restaurants und wir fanden alle das dieser wirklich zutreffend sei (Restaurant zum Paradies). Wir assen hervorragend. Unser Etappenziel war Bodrum. Gemäss Karte sollte eine Schotterstrasse der Küste entlang gehen. Doch nicht alle hatten Lust auf Schotter. So teilten wir die Gruppe und dank Dervisch konnte er uns eine Übernachtungsadresse in Bodrum nennen, wo wir übernachten konnten. So war auch der Treffpunkt gegeben.
Da Dervisch eine
Strassenmaschine (CBR 600-RR) fuhr übernahm er die "Strassengruppe" und
László zog mit der "Schottergruppe" von dannen. Von Gökova aus führte eine
schmale Strasse zum Meer hinunter. Diese wurde eigentlich nur von Badehungrigen benutzt,
die hier baden wollen, da es in dieser Gegend kaum Strände gibt. Etwa einen Kilometer
weiter hört die Teerstrasse auf und geht in einen breiten aber unbefestigten Fahrweg
über. Diese Strasse ist auch für Anfänger gut zu befahren. Links von uns das blaue
Meer. Die Strasse selbst führte durch einen Nadelwald. Mit dem warmen Sonnenlicht eine
sehr schöne Farbkombination. Wir an vorderster Position geniessen die Fahrt, diejenigen
hinter uns wahrscheinlich etwas weniger. Denn alle waren staubbedeckt und mussten immer
wieder ihre Visiere reinigen. Kurz vor Ören geht die Schotterstrasse zu ende. Asphalt war
wieder angesagt. Die schönste Verbindung von Ören nach Bodrum geht über Türkevleri,
Pinarlibelen und Çamlik. Es war am Einnachten als wir in Bodrum ankamen, mussten aber
noch das Hotel suchen. Erstaunlicherweise war dies gar nicht so schwierig. Bodrum ist eine
Touristenstadt und so konnten wir einen Taxifahrer fragen; englisch oder sogar deutsch
verstehen hier viele. Bodrum ist eine Halbinsel mit vielen schönen Sandstränden, vielen
Dörfern aber mit zu wenig Wasser. Einzelne Hänge sind mit Ferienhäusern, die fertig zum
Verkauf stehen, überbaut. Aber kein Haus davon hat Wasser, weil es davon einfach zu wenig
gibt und noch keine Meerwasserentsalzungsanlage gebaut wurde. Von unserem Hotel (Berg
Pansion Gümbet / Bodrum) hatten wir einen atemberaubenden Ausblick über das Meer.
Einzelne stürzen sich nach dem Abendessen noch ins Nachtleben.